Testbericht STI 2011

Der WRX STI 2015 im SIGTC-Test

Friedberg, 09. Mai 2014 – Gestern erst sind sie in Betrieb genommen und zugelassen worden, die frisch eingetroffene Pressefahrzeug-Armada des brandneuen Subaru WRX STI Modelljahr 2015. Heute bereits steht der Vorstand des Subaru Impreza GT Club bei Subaru Deutschland auf dem Hof und hat einen boxerbollernden Tag vor sich. Dass Subaru Deutschland den „GT Club“ jeweils beim Erscheinen neuer sportlicher Subaru Modelle zur Testfahrt lädt, ist gute Tradition. Dass wir dieses Mal allerdings die ersten überhaupt sind, die Serienfahrzeuge des neuen STI in Deutschland fahren, freut uns besonders! Die Presse darf dann Ende Mai ran :-)

Äpfel mit Birnen zu vergleichen bringt in etwa so viel wie modifizierte GDB oder GC8 mit dem neuen serienmäßigen 2015er. Und so bollern kurze Zeit später drei Stufenheck STIs vom Hof… zum Vergleich ein 2013er Sport und die beiden Neuen, der 2015er Active (mittlerweile ohne Flügel) und der Sport (jetzt inklusive Heckspoiler).

Los geht´s… zunächst im Vorgängermodell. Seit langem mal wieder die seit 2008 bekannte Technik erfahren – hier in Stufenheck-Verpackung und Vollausstattung. Waren die Recaros wirklich schon 2008 so gut? Man fühlt sich gleich wieder wohl in der Kommandozentrale und aus dem Heck boxert´s angenehm. Ein deutlicher Sound-Zuschlag im Vergleich zum GDB bis 2007 und auch zum Hatch von 2008. Fahrverhalten gewohnt gut und auch sonst alles wie man den STI in Europa kennt.

Zwischenstopp. Fotosession. Benzingespräche.

Umstieg in den neuen und Druck auf den Startknopf. Zunächst fällt das prägnantere Boxer-Bollern auf… sehr angenehm und nicht annähernd so blechern wie das auf manchem Internetvideo rüber kommt – live ist eben doch live! Dreh-Schalter nach rechts auf Sport Sharp und Abfahrt. Nach etwa 30 Metern dann der erste Lenkimpuls und die erste Bodenwelle: Eimer Wasser ins Gesicht! … Was ist das denn?! Bin ich gerade tatsächlich von MY13 in MY15 umgestiegen oder von Zündapp auf Münch? Erst mal weiterfahren und Eindrücke sammeln…

Am extremsten fällt das auf 13:1 verkürzte Lenkgetriebe auf, und das obwohl ich selbst eben diese Übersetzung bereits seit Jahren aus seinem JDM Impreza kenne. Das kleine, jetzt mit ausgeprägten Daumenauflagen ausgestattete Lenkrad, die Haarnadelkurven-freundliche Übersetzung und dazu ein Ansprechen aus der Mittellage heraus, das sich vor den besten Sportwagen nicht verstecken muss ohne zu nervös zu wirken… Lenken im neuen STI ist eine neue Welt! STI hat für optimales Einlenkverhalten im bekannten Konzept alle Register gezogen: Zu allen Maßnahmen rund ums Lenkrad kommt eine drastisch versteifte Anbindung des Lenkgetriebes, steifere Lager in der Achskinematik, versteifte Querlenker, und obendrein dickere Stabis. Das alles führt dazu, dass das Auto einlenkt, sobald man nur an lenken denkt.

Das Fahrverhalten im Grenzbereich, den wir mit Rücksicht auf die nagelneuen Pressefahrzeuge auf dieser ersten Ausfahrt nur angekratzt haben, wirkt genauso kalkulierbar wie man es aus den vergangenen Generationen kennt – nur eben viel präziser rückmeldend was sofort Vertrauen schafft. Die Funktion des Torque-Vectoring per Bremseingriff hat sich auf der Testfahrt nicht bemerkbar gemacht, hier müssen die ersten Pässefahrten mit Haarnadelkurven weiteren Aufschluss geben. Die Gaspedal-Kennlinien, die man über den SI-Drive Drehschalter anwählen kann, werden neuerdings als solche grafisch im Kombiinstrument dargestellt. Was hier zunächst wie eine Spielerei wirkt, erweist sich beim Fahren als binnen Sekundenbruchteilen aus dem Augenwinkel heraus verständliche Visualisierung. Also eine schicke Art, dem Fahrer kurz und präzise mitzuteilen, in welchem Programm er sich befindet.

Die Unterschiede der einzelnen Programme sind dabei sehr deutlich spürbar und zumindest subjektiv wirkt der alte, bis auf die Euro 6 Modifikationen bekannte Zwofünfer-Boxer, von unten heraus ein gutes Stück spontaner am Gas hängend. Oben raus wirkt die Beschleunigung dann aufgrund der identischen Leistungsdaten unverändert.

Exterieur.

Der neue WRX STI ist in der Gesamtlänge nochmal ein paar Zentimeter gewachsen. Er wirkt im Vergleich zum Vorgänger jedoch eher ein Stück kürzer aufgrund der bulligeren Front die spontan an den Blob- bzw. Peanuteye von 2003 bis 2005 erinnert, im direkten Vergleich aber auch viele Zitate – zum Beispiel im Bereich der Nebler – vom Urahn GT aufweist.

Von der Seite betrachtet fallen gleich mehrere Dinge auf. Das hinterste Seitenfenster ist jetzt in die Fondtüre integriert und weniger eckig gestaltet – Hofmeister lässt grüßen – was die fast coupéartige Linienführung des Hecks unterstreicht. Die A-Säule wurde deutlich nach vorne verlegt und die Außenspiegelbefestigung wurde auf das Türaußenblech verlagert. Wo beim Vorgänger noch der Außenspiegel saß, befindet sich jetzt ein gut nutzbares Sichtfenster. In Verbindung mit der dünnen A-Säule werden die was die Übersicht angeht Nachteile der schräger stehenden Frontscheibe gut kompensiert.

Drittes auffälliges Element an der Seite sind die massiven Schweller. Neben dem optisch satten Eindruck könnten sie dazu beitragen, den Steinschlagbewurf auf der Fahrzeugflanke im Rahmen zu halten… so gut das eben für ein Fahrzeug geht, das einen ständig nach finnischen Waldwegen Ausschau halten lässt.

Der große Heckflügel passt sehr gut zur geglätteten Fahrzeugkontur. Der Schwung in der Flügelmitte sorgt dabei erstmalig für tadellose Sicht nach hinten und fällt – da er beinahe mit der Dachlinie abschließt – zumindest beim Hinterherfahren – erst auf den zweiten Blick auf. Nichtsdestotrotz ist diese Theke sicher die Auffälligste in der europäischen STI Geschichte… da lacht das Rallye-Herz und die kleinen Jungs am Straßenrand heben wie immer begeistert die Daumen!

Interieur.

Die Materialanmutung im gesamten Cockpit-Bereich ist im Vergleich zum Vorgänger nochmal ein Stück besser geworden und die Cockpit-Oberfläche ist endlich unterschäumt worden. Die an sich mutige Idee Applikationen in Carbon-Optik anstatt Echt-Carbon auszuführen wurde gut umgesetzt – die Optik überzeugt an den meisten Stellen, wie auch die Bilder zeigen sollten. Die Illuminierung der diversen Anzeigen und Schalter ist Subaru-typisch und in gutem JDM Stil äußerst bunt aber auch gut ablesbar. Erstmals verbaut ist eine Ladedruckanzeige, die im zentralen Display auf dem Cockpit angezeigt werden kann… ein weiterer Punkt der von den Kunden stets nachgefragt wurde. Das kleine Lenkrad liegt sehr gut in der Hand und wird am rechten Fahrerbein von einem Knie-Airbag flankiert.

Kapitel Sitze. Was die sportlichen Qualitäten von PKW-Sitzen angeht, gehen die Meinungen der Fahrer oft weit auseinander. Abhängig von Statur und Fahrverhalten werden hier oft abweichende Noten vergeben. Es gibt aber auch Sitze, bei denen sich das Gros der Impreza-Gemeinde einig darin ist, gute Noten für den Seitenhalt zu vergeben. Einer dieser Sitze ist der GT-Sitz, ein anderer ist der ab 2008 optional erhältliche Recaro Sitz. Dazwischen sah's eher mau aus. Alle waren sie jedoch in den letzten ca. 20 Jahren als Halbschalensitz mit integrierter Kopfstütze ausgeführt. Der Sitz im Neuen STI bietet weniger als bisher und ist einer der ganz wenigen Punkte die an diesem Fahrzeug nicht überzeugen. Die integrierte wurde der Standard-Kopfstütze geopfert, der Sitz ist sehr dick und weich aufgepolstert und bietet im Vergleich zum optionalen Recaro Gestühl des Vorgängers kaum Seitenhalt. Bleibt zu hoffen, dass es hier künftig optionale Sport-Sitze von Subaru geben wird.

Über die alltagstauglichen Qualitäten des WRX STI brauchen wir nicht referieren. Der STI war schon immer besonders stark, wenn es darum ging, fünf Mann und Gepäck maximal schnell von A nach B zu bringen… natürlich mit einem kleinen Umweg über den Furka… Jedenfalls bietet der Neue sogar eine geteilt umlegbare Rückbank, was manche der bisherigen Hatch-Käufer versöhnen oder aber mindestens 45% ihrer Argumente gegen ein Stufenheckmodell berauben wird.

Fazit

Subaru und STI haben mit dem neuen Modell fast alles richtig gemacht. Vor allem hat man sich wie auch bereits beim BRZ auf das Fahrerlebnis konzentriert. Während sich die Sportlichkeit der bisherigen STIs für den Fahrer erst wirklich in Grenzbereich-Nähe erschlossen hat, so bringt im neuen STI aufgrund der sehr präzise rückmeldenden Lenkungs-Fahrwerks-Kombination bereits langsameres Fahren deutlich erhöhten Fahrspaß!

STI hat an fast allen Punkten nachgelegt, die in Fankreisen gerne durch Tuning-Teile optimiert werden. Fahrwerk, Stabis, Achslager, Ladedruckanzeige, bollernde Abgasanlage… mehr STI für weniger Geld! Brechen da schlechtere Zeiten für die Aftermarket-Industrie an?

Optisch rückt Subaru wieder näher an die Modelle aus der ruhmreichen WRC-Historie was uns als Rallye-affinen Club natürlich freut! Alles nur STI-pinke Brille? Was fehlt am neuen Modell? Bei den Sitzen gibt es klares Optimierungspotential und über einen Leistungs-Zuschlag oder einen Twinscroll-Lader hätte sicher auch keiner geklagt. Mit dem neuen Fahrzeug und Einstiegspreis befindet man sich nun aber in einem Konkurrenzumfeld, dass einen neuen Platzhirsch hat: Den neuen Subaru WRX STI.

STI MY15 – officially approved by SIGTC!

Text & Bilder: Bastian Bogenschütz
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