Testbericht BRZ 2012

Subaru BRZ 2012 im SIGTC-Test

Freitag Mittag, Friedberg. Der Vorstand des Subaru Impreza GT Club ist von Subaru Deutschland geladen, einen neuen sportlichen SUBARU zu testen. Das hat bereits beste Tradition, doch während sich die in der Vergangenheit vom SIGTC getesteten neuen Imprezas an ihren Vorgängern messen mussten, stehen bei uns dieses Mal anstatt klaren Erwartungen große Fragezeichen. SUBARU BRZ. Ein SUBARU Sportwagen mit Heckantrieb und obendrein mit Saugmotor? Kann und sollte man das überhaupt mit WRX und Co vergleichen?

Zwei der BRZ, die in wenigen Monaten auch auf den deutschen Markt kommen sollen, warten auf uns. Ein mal in vertrautem blau, ein mal in silber; ein mal mit Automatikgetriebe, ein mal mit Handschaltung. Beide haben den 2 Liter Boxer Saugmotor mit 200 PS unter der Haube und sind in der Top-Ausstattungsvariante Sport ausgeführt, die auch die Differenzialsperre beinhaltet.

Die ersten Testberichte der Presse sind bereits im Umlauf und selten wurde über einen SUBARU so uneingeschränkt positiv berichtet. Die (meist) objektiven Testredakteure sind begeistert. Kann der BRZ auch uns als gusseiserne Impreza Turbo Fahrer begeistern?

Interieur

Bereits beim Einsteigen fällt die für einen Sportwagen perfekte, sehr tief über dem Boden kauernde Sitzposition auf – eine angenehme Erscheinung im Zeitalter der Hochdach-Alleskönner. Keyless-Go Schlüssel in die Hosentasche, den tief vor dem Schalthebel positionierten riesigen Startknopf drücken und los geht's. Erstmal raus aus Friedberg und sportwagengerechte Straßen suchen, was sich als gar nicht so einfach erweist... Martin und Rene navigieren uns ins Kurven-Land rund um den Feldberg.

Auf dem Weg dorthin haben wir Zeit, uns mit dem Interieur auseinanderzusetzen. Alles in allem hat SUBARU wie auch bereits beim Impreza ab 2008 einen konkurrenzfähigen Innenraum geschaffen, der sich sehen lassen kann. Einzig Details wie die anachronistische Digitaluhr oder die auf Stelzen montierte und den Blick nach hinten einschränkende dritte Bremsleuchte passen nicht recht ins Bild. Die Sitze bieten guten Seitenhalt und sehen wie auch die hinteren Sitzmulden mit Alcantara- und Leder-Bezug und rot abgesetzten Nähten sehr gut aus. Das Lenkrad sieht nicht nur sehr gut aus, es fühlt sich auch so an und ließ sich bei allen Fahrern in die optimale Position einstellen.

Neben einigen Hartplastikverkleidungen fallen die weich aufgeschäumte Cockpit-Oberfläche und diverse lederbezogene Polsterungen auf. Diese befinden sich z.B. im Fußraum am Mitteltunnel und an der Türverkleidung wodurch bei Bedarf die Beine zur Stabilisierung angenehm angelegt werden können und Druckstellen passé sein sollten. Im Fußraum befindet sich auch der serienmäßige Knieairbag, den wir jedoch nicht testen konnten.

Fahrer von 1,85 bis 1,90 m lassen mit Ihrer Sitzlehne zwischen 5 und 0 cm Platz zur Rückbank! Zu wenig für Soziuspassagiere und daher ist der BRZ auch als 2+1 Sitzer mit erweitertem Stauraum zu verstehen. Die Sitzkinematik macht den Zustieg in den Fond ohnehin zum umständlichen Unterfangen. Der Drehzahlmesser ist perfekt mittig und sehr gut ablesbar positioniert, während der Tachometer viel zu klein und damit unbrauchbar ist. Alternativ gibt es eine gut ablesbare digitale Geschwindigkeitsanzeige im Drehzahlmesser.

Der Kofferraum ist für die kleine und flache Flunder ordentlich groß und nimmt sowohl das Bordwerkzeug als auch weitere Kleinteile in Fächern unter dem Kofferraumboden auf. Erweitert werden kann der Stauraum indem die Rückbank umgelegt wird – keine Selbstverständlichkeit für einen Sportwagen.

Motor

Nachdem die Motoren warm sind, der erste kräftige Tritt aufs Gaspdal. Durchzug ist – vermutlich aufgrund der variablen Nockwellenversteuerung – bereits bei niedrigen Drehzahlen vorhanden und der Sauger hängt dabei sehr spontan am Gas. Vom Schub eines vergleichbar leistungsstarken Turbomotors kann jedoch nicht die Rede sein. Die 200 PS erschließen sich ab frühestens 4500 U/min und in Verbindung mit einem bis über 7000 Touren effektiv nutzbaren Drehzalband. Gasgeben heißt zunächst zurückzuschalten, also ganz im Stile von kleinvolumigen Drehorgeln wie der Elise oder dem S2000.

Der Motorsound lässt uns grübeln. Weder Boxersound noch Standard-Vierzylinder, kernig, aber auch nicht rennmäßig scharf. Anders als einige Redakteure sind wir der Meinung, dass die Lautstärke absolut in Ordnung geht – der BRZ ist innen deutlich lauter als ein WRX STi.

Angegeben wird der Sauger mit einem Normverbrauch von 6,9 bis 7,8 l/100 km. Ob dies im Alltagsbetrieb zu erreichen ist, bleibt zu klären. Bei sportlicher Fahrweise will hoch gedreht werden, was wiederum den Verbrauch in die Höhe treiben wird.

Antrieb und Fahrwerk

Allradgrip-verwöhnte Tester in einer Heckschleuder... gefährlich? Keineswegs. Der BRZ ist unglaublich gut und neutral abgestimmt und bietet mit abschaltbarer Traktionskontrolle und abschaltbarem Stabilitätsprogramm alle Spielmöglichkeiten. Sind alle Systeme stillgelegt, so lässt sich der Hecktriebler problemlos in Leistungsübersteuern versetzen. Der kurze Wagen und das geringe Fahrzeuggewicht erfordern dann zwar schnelleres Gegenlenken als bei größeren Modellen, aber das Fahrzeug tut im Grenzbereich genau das, was man erwartet. Nicht mehr und nicht weniger. Mit jedem Kilometer in SUBARUs neuem Spaßmobil verbreitert sich unser Grinsen. Die Pneus in der Dimension 215/45 R17 bieten in Verbindung mit dem straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmten Fahrwerk eine Lösung, die keine Wünsche nach größeren Rädern offen lässt. Die Seitenneigung fällt dabei – sicher auch aufgrund des sehr niedrigen Schwerpunktes – extrem gering aus.

Lenkung und 6-Gang Handschaltung sind zwei der Glanzpunkte des BRZ. Die Lenkung ist in puncto Rückmeldung und Lenkkräften sowie auch seziermesserscharfer Präzision in Verbindung mit den MacPherson Federbeinen der Vorderachse traumhaft gut. An der Hinterachse kommen sogar Doppelquerlenker zum Einsatz. Die Handschaltung ist knackig, besitzt sowohl einen kurzen Schaltstock als auch kurze Schaltwege und degradiert das bereits gute Pendant im Impreza fast schon zum gutgemeinten Versuch.

Automatik

Das Automatikgetriebe mit manueller Gasse und Schaltwippen am Lenkrad ist eine der größten Überraschungen des Tages. Die Automatik schaltet im Sportmodus spät hoch und hält die Gänge lange. Beim Runterschalten werden mit perfekt dosiertem Zwischengas nahezu ruckfrei Gänge eingelegt.

Das Hochschalten erfolgt schnell und lässt den Wunsch nach einem Doppelkupplungsgetriebe verstummen. Für mich das absolut erste Automatikgetriebe mit dem ich mich mit sicherem Gefühl in den Grenzbereich vortasten kann – definitv eine Kaufüberlegung wert!

Exterieur

Die Außenform und Proportionen nehmen wir bei einer ersten Pause unter die Lupe. Der BRZ, vor allem die Front, ist unglaublich flach. Man sieht dem Auto die nur ca. 1200 kg förmlich an. Das Außendesign ist stimmig und schnörkellos, einzig die seitlichen Aufsätze des Heckspoilers wirken überflüssig. Die hinteren Radläufe sind angenehm breit ausgestellt und verleihen dem Heck zusammen mit den dicken Endrohren einen bulligen Auftritt. Die Front wird durch zeitgemäße Bi-Xenon Scheinwerfer inklusive gut gestyltem LED-Tagfahrlicht akzentuiert.

Fazit

Auf dem Deutschen Markt gibt es – bis auf den TOYOTA GT86 – keinen weiteren Sportwagen der dem BRZ in Sachen Preis-Leitungs-Verhältnis und Fahrspaß das Wasser reichen kann. Die Konkurrenz ist entweder teurer, schwerer, weniger sportlich und agil abgestimmt, oder aufgrund fehlender Sperre benachteiligt.

SUBARU hat mit dem BRZ einen kleinen, alltagstauglichen und im Vergleich günstigen Sportwagen geschaffen, dessen oberste Maxime der Fahrspaß ist. Dabei wurde nicht versäumt, bei Technik, Ausstattung und Design auf Höhe der Zeit zu liegen. Interessant wird die preislich und technische Abgrenzung zum Schwestermodell von TOYOTA hierzulande. Ansonsten steht einem Verkaufserfolg nichts im Wege.

Bleibt die Frage, die wir uns beim Testen immer wieder stellten: Wann kommt der BRZ mit mehr Leistung?

Text & Bilder: Bastian Bogenschütz
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